Conradia Radiologin Dr. Beate Rehbock ist Spezialistin für die Diagnose von Lungenkrankheiten
29.10.2020 Conradia allgemein
Dr. Beate Rehbock ist eine vielbeschäftigte Frau. Die Lungenspezialistin ist gefragt in der Praxis, als Dozentin und als Mitglied diverser wissenschaftlicher Gremien. Sie ist insbesondere auf die interstitiellen Lungenerkrankungen, ein Spezialgebiet innerhalb der Lungenradiologie spezialisiert. So erforscht sie unter anderem die „Bergarbeiterkrankheit“ Silikose und astbestassoziierte Erkrankungen. Der Redaktion des Magazins CuraCompact gab sie kürzlich Einblicke in ihre besondere Kompetenz:
CC: Frau Dr. Rehbock, wie bekommen Sie Ihre praktische Tätigkeit als Ärztin und Ihre vielen anderen Aktivitäten in Lehre und Forschung unter einen Hut?
Dr. Rehbock: Für beides schlägt mein Herz und mein Beruf ist tatsächlich meine Berufung. Auf der einen Seite reizt mich die Wissenschaft und ich engagiere mich hier vielfältig. Auf der anderen Seite habe ich schon früh im Rahmen meiner Krankenhaus-Tätigkeiten festgestellt, dass ich den Patientenkontakt und darüber hinaus auch den interdisziplinären Austausch mit anderen Fachrichtungen im Sinne einer optimierten Patientenversorgung als sehr erfüllend empfand. Das zog mich hinaus in die ambulante Versorgung. Denn dort habe ich Zugang zum Einzelschicksal und kann selbstverantwortlich meine Diagnosen in der Diskussion mit den zuweisenden Kollegen und durch Anforderung der Epikrisen proaktiv überprüfen. Dieses Engagement und die eigene Qualitätskontrolle wird geschätzt, so dass die Diskussion für alle Seiten inspirierend und therapieweisend ist.
CC: Was ist so spannend an der Lungendiagnostik?
Dr. Rehbock: Nach meiner Facharzt-Ausbildung führte mich mein Weg als leitende Oberärztin in ein Fachkrankenhaus für Lungenheilkunde und Thoraxchirurgie in Berlin. Dort bin ich 10 Jahre geblieben. Durch die intensive Beschäftigung mit den Lungen- und Thorax-Erkrankungen ist auch mein Interesse daran gewachsen. Durch die Spezialisierung kommt man immer tiefer in ein Fachgebiet hinein und kann dann wirklich mitgestalten. Das faszinierte mich, auch in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen. Inzwischen beschäftige ich mich auch intensiv mit berufsbedingten Lungenerkrankungen, wie z.B. mit astbestbedingten Erkrankungen oder der Silikose, früher bekannt als sog. „Bergarbeiterlunge“. Nach dem Vorsitz der AG Diagnostische Radiologie arbeits- und umweltbedingter Erkrankungen der Deutschen Röntgengesellschaft engagiere mich derzeit weiterhin im Vorstand und bin in dieser Funktion an der Erarbeitung von Leitlinien und Begutachtungsempfehlungen beteiligt.
CC: Was ist denn die Methode der Wahl in der Lungenbildgebung heute?
Dr. Rehbock: Natürlich ist das inzwischen die CT des Thorax, insbesondere, seit es die Niedrigdosis CT gibt. Trotzdem komme ich aus der Old School und schätze es auch, wenn je nach Indikation zunächst eine Thorax-Übersichtsaufnahme erfolgt, nach der eine weiterführende CT dann besser planbar ist, z.B. ob beispielsweise KM verabreicht werden muss oder nicht. Bei einer normalen Pneumonie reicht meines Erachtens auch weiterhin eine Röntgenaufnahme, insbesondere, wenn die klinischen Befunde eindeutig sind. Die MRT ist bei der Lunge nur für spezielle Indikationen interessant, z.B. bei Tumoren in der Thoraxwand. Also eigentlich überall, wo ein Weichteil-Kontrast gefordert ist.
CC: Wie kommt es, dass Sie zum Conradia-Praxisverbund hinzugestoßen sind und was hat sich für Sie geändert?
Dr. Rehbock: Mein Mann und ich sind Fachkollegen und haben viele Jahre unsere Praxen im Bismarckkarree in Charlottenburg betrieben. Er als niedergelassener Radiologe, ich als angestellte Radiologin in seiner Praxis und mit meiner eigenen Privatpraxis mit dem Lungenschwerpunkt. Diese Konstellation hat Conradia übernommen, was für alle Seiten ein Gewinn ist. Mein Mann hat seine Nachfolge-Thematik gelöst und für mich ist das Verbund-Netzwerk eine Option, da ich mit meiner Spezialisierung nicht nur lokal in meiner Praxis, sondern regional in Berlin und überregional für alle Conradia-Kollegen sowie deren Patienten und Zuweiser die Ansprechpartnerin für Lungenthemen bin. Besonders freut mich dabei, wie engagiert die neue Berliner Führung mit Dr. Alexander Baur diese doch noch recht neue Conradia-Praxis in Berlin gestaltet. Auch er bringt viel Schwung und Begeisterung für seine Spezialisierung und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit, die er den Patienten in der ambulanten Versorgung angedeihen lassen möchte.
CC: Was meinen Sie, kommt das Lungenkrebs-Screening irgendwann?
R: Es wäre zumindest aus medizinischer Sicht sinnvoll. Pilotprojekte wie die Nelson-Studie aus den Niederlanden/Belgien zeigen, dass die Mortalität bei Risikokollektiven durch Low-dose-CT-Screening bei Männern um 26 % und bei den Frauen mit hohem Risiko sogar um bis zu 61 % über einen Zeitraum von 10 Jahren gesenkt werden konnte. Immerhin sind weltweit 18 Prozent aller Krebstoten Lungenkrebserkrankte. Inzwischen gibt es auch in der aktualisierten Leitlinie zum Lungenkarzinom eine (wenn auch schwache) Empfehlung für den Einsatz eines Niedrigdosis-CT-Screenings an Hochrisiko-Gruppen, bei denen Faktorkombinationen wie familiäre und eigene Karzinomvorbelastung, Rauchen und Alter (ab 50) vorliegen. Was noch aussteht, ist eine positive wissenschaftliche Bewertung vom Bundesamt für Strahlenschutz, eine Rechtsverordnung von Bundesministerium für Umwelt und vielleicht das Schwierigste, die Finanzierung eines solchen Screening-Programms. Trotzdem halte ich es insgesamt für wahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit ein Screening geben könnte. Vielleicht bin ich hier zu optimistisch, aber ich fände es für die Betroffenen, die heute maximal ein „graues Screening“ durchlaufen, einen äußerst wertvollen Gewinn, wenn es einen qualitätsgesicherten Prozess gäbe, der am Ende die 5-Jahres-Überlebensrate erheblich steigern kann.
CC: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin!